Internationale Zusammenarbeit

Der Druck, dem die Berge ausgesetzt sind, ist auf der ganzen Welt ähnlich. Deshalb arbeitet die Alpenkonvention mit anderen Bergregionen zusammen, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Berge der Welt in globalen Verhandlungen mit starken Botschaften vertreten werden.

Die Alpenkonvention ist auch in mehreren internationalen Institutionen und Prozessen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und der Umwelt aktiv.

Die Alpenkonvention ist das erste internationale Abkommen zum Schutz eines Berggebietes. Viele Themen,  die in der Alpenkonvention behandelt wurden sind auch für andere Bergebiete interessant. Aus diesem Grund beinhalten die Aktivitäten der Alpenkonvention einen „externen Aspekt“, der die Form einer direkten oder indirekten Unterstützung oder einer Kooperation mit relevanten Körperschaften in anderen Berggebieten haben kann. Die Zusammenarbeit bzw. Unterstützung führt zu einem gewinnbringenden weltweitem Austausch von Erfahrungen und zum Aufbau einer globalen Plattform, welche die Interessen von Bergregionen repräsentiert.

Nachstehend wird die Zusammenarbeit der Alpenkonvention mit anderen Bergebieten in der Welt kurz vorgestellt.

Karpatenkonvention
Die Rahmenkonvention für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Karpaten (Karpatenkonvention) wurde 2003 von der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Ukraine sowie der Slowakischen Republik unterzeichnet und ist im Jahr 2006 in Kraft getreten. Ähnlich wie die Alpenkonvention besteht sie aus einer Rahmenkonvention und thematischen Protokollen (für Biodiversität, Waldbewirtschaftung und Tourismus). Die Verhandlungen für die Karpatenkonvention wurden von dem Regionalbüro für Europa (ROE) – Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) initiiert, auf dessen Sitz ist auch das vorläufige Sekretariat der Konvention eingerichtet.

Nachdem die „Alpen-Karpaten-Partnerschaft“ im internationalen Jahr der Berge 2002 gegründet wurde, haben die Staaten der Alpenkonvention (insbesondere Italien und Österreich) aktiv zum Aufbau der Karpatenkonvention beigetragen. Am 13. Dezember 2006 unterzeichneten die Vorsitze und Sekretariate der Alpen- und Karpatenkonvention eine gemeinsame Absichtserklärung (Memorandum of Understanding). Die Kooperation zwischen den beiden Konventionen, im Speziellen zwischen den jeweiligen Sekretariaten, ist intensiv und wertvoll – u.a. auch im Hinblick auf die Einsparung von Ressourcen bei allfälligen, gegenseitigen Vertretungen an externen Treffen.

Pyrenäen
Die Pyrenäen – in den drei Staaten Frankreich, Spanien und Andorra gelegen – repräsentieren eine bedeutende Landschaft mit hoher Biodiversität. Die Pyrenäische Beobachtungsstelle für Klimawandel wurde zur Klimaentwicklungs-Forschung in den Pyrenäen von der Arbeitsgruppe der Pyrenäen im Jahr 2010 eingerichtet. Die Auswirkungen des Klimawandels sollen reduziert und Anpassungsstrategien für sozial-wirtschaftliche Sektoren als auch für die natürliche Umwelt getroffen werden. Die Bildung einer Kooperation zwischen dem Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention und der Pyrenäischen Beobachtungsstelle für Klimawandel ist im Entstehungsprozess.

Hindukusch-Himalaya
In der Hindukusch-Himalaya-Region (HKH) nimmt die zwischenstaatliche Zusammenarbeit unter der Leitung des ICIMOD (Internationales Zentrum für integrierte Bergentwicklung) an Fahrt auf. ICIMOD ist ein zwischenstaatliches Wissens- und Lernzentrum der acht HKH-Länder (Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan) und besteht seit 1983.

ICIMOD organisierte 2018 das erste wissenschaftlich-politische HKH-Forum und veröffentlichte 2019 das Hindu Kush Himalaya Assessment, eine Sammlung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zu Gebirgsfragen und zum HKH im Besonderen, die auch Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger bietet. Ein Jahr später veröffentlichte ICIMOD auf der Grundlage dieses Berichts den HKH Call for Action, in dem sechs dringende Maßnahmen für eine nachhaltige Bergentwicklung in der Region beschrieben werden. Im Anschluss daran fand 2020 der erste Hindukusch-Himalaya-Gebirgs-Ministergipfel statt, „um die Agenda für ein wohlhabendes, friedliches und armutsfreies HKH voranzutreiben". Um diese Zusammenarbeit fortzusetzen und zu stärken, wurde eine hochrangige Task Force damit beauftragt, die Möglichkeit der Einrichtung eines regionalen institutionellen Mechanismus für die HKH Region zu prüfen. Die Task Force wird vom ICIMOD koordiniert.

Im Jahr 2022 organisierten das Ständige Sekretariat und ICIMOD ein gemeinsames Webinar sowie einen Studienbesuch von Mitgliedern der Task Force und von ICIMOD in Innsbruck, um Informationen auszutauschen und Fragen der transnationalen Bergpolitik und der nachhaltigen Entwicklung zu erörtern. Die Zusammenarbeit bei der Bewusstseinsbildung zu Bergfragen ist ebenfalls im Gange.

Anden
Die Andean Mountain Initiative, in der Argentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela vertreten sind, wurde 2007 gegründet, um die nachhaltige Entwicklung in den Berggebieten dieser Teilregion zu fördern. Die Gründungserklärung von Tucumán wurde dem Ständigen Ausschuss der Alpenkonferenz offiziell vorgelegt und die Beziehungen wurden im Laufe der Jahre kontinuierlich fortgesetzt.

Im Jahr 2023 empfingen das Ständige Sekretariat und der Slowenische Vorsitz eine Delegation der Anden Mountain Initiative in Innsbruck und in Slowenien, um die jeweiligen Erfahrungen der regionalen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Alpen und den Anden zu diskutieren. Die Delegierten der Andenstaaten nahmen auch an der 76. Sitzung des Ständigen Ausschusses der Alpenkonferenz sowie an der 14. Sitzung des Durchführungsausschusses der Karpatenkonvention teil.

Im Anschluss an den Besuch erstellte die Anden Mountain Initiative einen ‚Mountains Connect Brief: Erfahrungsaustausch zwischen den Anden, den Alpen und den Karpaten‘, in dem die wichtigsten Erkenntnisse und Lehren der Treffen zusammengefasst sind.

Erklärung der dinarischen Staaten
Auf Initiative von Italien wurde an der Alpenkonferenz 2006 bekannt gegeben, dass die westlichen Balkanstaaten ein Gebiet mit „vorrangiger Bedeutung für eine Kooperation“ mit der Alpenkonvention sind. Unter der Slowenischen Präsidentschaft im Jahr 2009 wurden Bemühungen für die Erarbeitung einer gemeinsamen Erklärung gestartet.

Eine gemeinsame Erklärung der dinarischen Staaten („zur nachhaltigen Entwicklung der dinarischen Gebirgsregion“) wurde 2010 ausgehandelt und am 9. März 2011 von den Ministern oder ranghohen Vertretern von Albanien, Kroatien, Mazedonien, Kosovo, Montenegro und Slowenien am Rande der 11. Alpenkonferenz anerkannt. Die Erklärung soll den Weg für eine künftige internationale Rechtsvereinbarung – ähnlich der Alpen- und Karpatenkonvention – bereiten.

Caucasus Mountain Co-operation
Der Kaukasus ist ein Gebirge zwischen zwei Meeren mit einzigartiger Geologie und Umwelt. Mit dem Ziel der Entwicklung einer geltenden Rechtsvorschrift für den Schutz der Ökosysteme des Kaukasus sind die Vertreter der Länder (Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Iran, Russland und Türkei) im Jahr 2001 zusammengetreten und haben einen Beschluss unterschrieben, welcher den Bedarf einer Rechtsvorschrift für Notwendig erachtet.

Erste Schritte hin zu einer Kooperation in der Kaukasusregion wurden durch die Bildung von Synergien zwischen bestehenden Projekten sowie der Förderung der multilateralen Zusammenarbeit in Bezug auf bergbezogene Themen in den Regionen und anderen Gebirgen der Welt unternommen. Inspiriert von dem Gemeindenetzwerk Allianz in den Alpen und unterstützt von einigen Alpenstaaten wurde das Projekt „nachhaltige Entwicklung von Bergregionen im Kaukasus“ mit dem Ziel des Entwurfes eines Entwicklungsprogramms für acht Bergdörfer gegründet.

Zentralasien
Eine Zusammenarbeit von Bergregionen in Zentralasien wurde im Jahr 2000 mit der Errichtung des Central Asian Mountain Partnership (CAMP) in Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan vollzogen. Das Hauptziel des Projekts ist die Förderung der nachhaltigen Bergentwicklung um bessere Lebensbedingungen für die zum großen Teil arme Bergbevölkerung zu schaffen. In der ersten Phase arbeitete CAMP in vier Bereichen: Ressourcennutzung, Produktentwicklung und Marketing, Dorfentwicklung und politischer Dialog. Nach dem Vorbild des Gemeindenetzwerkes „Allianz in den Alpen“ begründete CAMP im Jahr 2003 die „Zentralasiatische Bergdorfallianz“ (AGOCA) mit folgenden Zielen: Interessensvertretung der Bergdörfer, verbesserte Kommunikation zwischen den Bergdörfern und Austausch von Wissen und Erfahrungen. Derzeit besteht die AGOCA aus 40 teilnehmenden Dörfern und ist eine Referenz-Organisation für die Koordinierung grenzüberschreitender Kooperationsprojekte.

Das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention kooperiert mit CAMP und AGOCA; einige Vertragsstaaten der Alpenkonvention finanzieren spezielle Kleinprojekte in Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan.

 

Trotz ihrer geografischen Vielfalt weisen Bergregionen weltweit auch große Ähnlichkeiten in ihren Herausforderungen auf. Daher arbeitet die Alpenkonvention mit mehreren Partnern auf der ganzen Welt zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und das Bewusstsein für die Besonderheiten der Berggebiete zu schärfen. Diese transkontinentale Zusammenarbeit trägt zum Ziel bei, eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Berggebiete zu gewährleisten. Im Folgenden wird die internationale Dimension der Alpenkonvention kurz skizziert.

Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) 
Im Rahmen der UNFCCC hat die Alpenkonvention bewusstseinsfördernde Aktivitäten in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels in Berggebieten unternommen. Im Jahr 2011 fand anlässlich der 17. Konferenz der Vertragsparteien in Durban (Südafrika) die erste Veranstaltung namens „Mountain Day“ statt, die zweite Veranstaltung wurde im Jahr 2012 im Zuge der 18. Konferenz der Vertragsparteien in Doha durchgeführt. An der eintägigen Nebenveranstaltung nahmen viele Vertreter von Organisationen teil, die mit der nachhaltigen Entwicklung von Bergregionen zu tun haben. Das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention hat an beiden Veranstaltungen aktiv teilgenommen.

Mountain Partnership 
Mountain Partnership wurde als “Partnership type-2” im Rahmen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (WSSD) gegründet. Der freiwillige Zusammenschluss stellt eine Plattform für die Kooperation aller Staaten, Organisationen und NGOs dar, welche sich für den nachhaltigen Schutz von Gebirgsregionen interessieren. Die Rechtsgrundlage für die Einrichtung ist Artikel 13 der Agenda 21 und Artikel 42 des Aktionsplans. Die Mitglieder von „Mountain Partnership“ sind derzeit 50 Regierungen, 16 zwischenstaatliche Organisationen und 143 Gruppen (z.B. Zivilgesellschaft, NGOs und der private Sektor) und die Alpenkonvention. Das Sekretariat wurde bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Rom (IT) eingerichtet.

Das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention feiert jedes Jahr am 11. Dezember den Internationalen Tag der Berge mit dem kulturell-literarischen Festival "Berge lesen".

Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt
Im Jahr 2018 feierte das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, 25 Jahre "Schutz des Lebens auf der Erde". Das Übereinkommen fördert die Natur und das menschliche Wohlbefinden und ist nach den folgenden drei Hauptzielen gegliedert:

  1. Erhaltung der Biodiversität;
  2. nachhaltige Nutzung der Komponenten der biologischen Vielfalt;
  3. faire und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus der Nutzung genetischer Ressourcen ergeben.

In Anbetracht der Wichtigkeit von Bergregionen hinsichtlich Biodiversität und wegen des Protokolls Naturschutz und Landschaftspflege wurde am 29. Mai 2008 in Bonn (DE) ein Memorandum of Cooperation zwischen dem Übereinkommen, der Alpenkonvention und der Karpatenkonvention unterzeichnet um den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Parteien zu erleichtern und ihre Zusammenarbeit bei der Umsetzung des Übereinkommens und des Arbeitsprogramms zur Bergbiodiversität zu formalisieren.

Europäische Umweltagentur

2012 wurde ein Partnerschaftsabkommen zwischen der Europäischen Umweltagentur (EEA) und dem Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention unterzeichnet. In den folgenden Jahren wurden die Hauptbereiche gemeinsamer Interessen identifiziert und die praktische Zusammenarbeit wurde weiter ausgearbeitet. Eine enge Kooperation wird auf den Gebieten der Datensammlung und des Daten-Teilens, sowie bei Beiträgen zu Publikationen, Networking und bei der Verbreitung von Aktivitäten verfolgt. Letzteres zielt auf die Förderung desen Austauschs zwischen europäischen transnationalen Regionen und Bergkonventionen bezüglich Umweltbeobachtung und Information. In diesem Sinne sammelt und harmonisiert die EEA nationale Daten. Dabei wird sie vom EIONET network (Europäisches Umweltinformations- und Umweltbeobachtungsnetz) unterstützt.

Das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention ist aktiv in der Clima Adaptation Platform Climate-ADAPT (Plattform für Klimawandelanpassung) involviert, welche von der EEA verwaltet wird. Die vielfältigen gemeinsamen Themen mit Fokus auf dem Klimawandel und der Bedarf Daten zu teilen machen die Zusammenarbeit zwischen EEA und EIONET besonders wichtig.

Europäischer Waldprozess 
Das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention erhielt 2009 den Beobachterstatus für den Europäischen Waldprozess und nutzte die Gelegenheit, wesentliche Inhalte beizutragen. Die Ministerkonferenz hat im Juni 2010 die Verhandlungen zur Schaffung eines rechtsverbindlichen Instruments aufgenommen, welches gegenwärtig ausgehandelt wird. An den Verhandlungen haben die speziellen waldbezogenen Protokolle der Alpen- und Karpatenkonvention wichtige Hinweise geliefert.

 

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