Was bedeutet eine “grüne Wirtschaft” für dich?
Eine grüne Wirtschaft ist energieeffizient und kohlenstoffarm, sie ist ressourceneffizient und basiert auf Ökosystemleistungen und natürlichem Kapital; sie bedeutet eine Wirtschaft, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Bevölkerung fördert.
Die meisten der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sind für eine grüne Wirtschaftsweise relevant, z.B. SDG 8 über menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, SDG 9 über Industrie, Innovation und Infrastruktur und SDG 12 über verantwortungsvollen Konsum und Produktion.
Natürliche Ressourcen wie Wasser, Wälder und Böden stehen bereits unter großem Druck durch den Klimawandel, Veränderungen in der Landnutzung und durch menschliche Einflüsse. Nur eine ressourceneffiziente Wirtschaft kann eine nachhaltige Zukunft in den Alpen sichern.
Eine energieeffiziente Alpenregion schafft ein Gleichgewicht zwischen der Erzeugung erneuerbarer Energie und Energieeinsparungen bzw. effizienter Energienutzung, insbesondere bei Verkehr und in Gebäuden. Dies ist deshalb entscheidend, da Freiflächen kostbar und knapp sind und Energieerzeugung immer einen Eingriff in die Landschaft, Natur und in bewährte Bewirtschaftungsweisen wie die Berglandwirtschaft bedeutet.
Schließlich hängt eine sensible Wirtschaftsweise auch von der Einstellung der Alpenbewohner:innen ab, von ihrer Vielfalt, ihrem Wissen und ihrem Innovationspotenzial. Ein erfolgreicher Übergang zu einer nachhaltigen alpinen Wirtschaft ist nicht ohne Akzeptanz und Beteiligung lokaler Gemeinschaften möglich.
Wälder spielen im Alpenraum eine vielfältige Rolle, besonders in Hinblick auf die Förderung der biologischen Vielfalt und besonderer Arten. Sie speichern und filtern Wasser, tragen zum Klimaschutz bei, schützen uns vor Naturgefahren und helfen, die einzigartige alpine Natur zu erhalten. Bergwälder produzieren auch erneuerbare Baustoffe und bieten eine Beschäftigungs- und Einkommensquelle für die Alpenbewohner:innen.
Unsere Wälder halten nicht nur eine gesunde natürliche Umwelt im Gleichgewicht, sie bieten uns auch Möglichkeit zur Erholung und fördern die Gesundheit. Darüber hinaus beherbergen sie seltene alpine Pflanzen- und Tierarten und sind wesentlicher Bestandteil der einzigartigen alpinen Landschaften, die von Bewohner:innen und Besucher:innen so geschätzt werden.
Wälder sind daher eine elementare Ressource für die Bewirtschaftung der Alpen und tragen zu Schlüsselsektoren wie dem Tourismus und der Forstwirtschaft bei. Nicht umsonst sind die Alpenländer deshalb bestrebt, die lebenswichtigen Schutz- und Wirtschaftsfunktionen der Bergwälder zu erhalten. Sie haben diese Verpflichtung im Protokoll „Bergwald“ der Alpenkonvention festgehalten.
Junge Menschen sind die Zukunft. Sie leben und gestalten die Welt von morgen und sind daher Triebfeder einer nachhaltigen, grünen Wirtschaft in den Alpen. Im Bereich der Forschung und Innovation ist die Gestaltung und Beteiligung junger Menschen besonders wichtig.
Die Alpenkonvention hat daher den „Young Academics Award“ ins Leben gerufen, um die Rolle junger Forscher:innen zu stärken. Der Award prämiert herausragende Masterarbeiten zu alpenrelevanten Themen.
Die Beteiligung der Jugend an der Politik ist eine weitere wesentliche Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung. Das Jugendparlament der Alpenkonvention (YPAC) wurde 2006 gegründet, um junge Menschen aus verschiedenen Regionen der Alpenländer in einer parlamentarischen Situation zusammenzubringen. Sie treffen sich und arbeiten als echtes „Parlament" und diskutieren aktuelle Themen rund um die Alpen. Die YPAC bietet Einblicke in parlamentarische Strukturen sowie in drängende Alpenthemen wie Bodenschutz, Klimawandel oder die Ziele für nachhaltige Entwicklung (2020). Darüber hinaus ist es eine Plattform für den Wissensaustausch und die Vernetzung von jungen Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund.
Mobilität ist ein wichtiges Thema für die junge Generation. Das Projekt „Youth Alpine Interrail“ – kurz Yoalin – ermöglicht es mehr als 100 jungen Menschen jährlich, bequem und nachhaltig mit Öffis durch die Alpen zu reisen.
Die Alpen stellen eine der wichtigsten Tourismus- und Erholungsdestinationen Europas dar. Sie bieten zahlreiche Freizeitaktivitäten, eine bunte Vielfalt an Landschaften und reiche Ökosysteme.
Ein vitales Beispiel für nachhaltigen Tourismus in der Praxis ist die Initiative der Bergsteigerdörfer. Diese kleinen überschaubaren Tourismusorte setzen sich für den Erhalt der alpinen Landschaften und lokaler Werte ein. Durch ihre Ausrichtung auf eine nachhaltige Form des Tourismus zielen die Bergsteigerdörfer darauf ab, die regionale Landwirtschaft, die lokale Nahversorgung, den öffentlichen Verkehr sowie die Bevölkerungsentwicklung positiv zu beeinflussen. Besucher:innen tragen selbständig Verantwortung für ein umweltbewusstes und respektvolles Verhalten in den Bergen.
Die Berglandwirtschaft zählt nach wie vor zu einer wichtigen Lebensgrundlage in den Alpen. Sie versorgt den Alpenraum mit Nahrungsmitteln – und gestaltet darüber hinaus die alpine Landschaft grundlegend mit. Sie bewahrt Traditionen und Wissen. Vieles ist jahrhundertelang überliefert, wie beispielsweise die Tradition der Transhumanz, also der Wanderweidewirtschaft. Vom Vinschgau und dem Schnalstal in Südtirol werden tausende Schafe jedes Jahr über 3000 m hohe Jöcher, teils über Gletscher zu den saftigen Almwiesen im Tiroler Ötztal getrieben. Diese Transhumanz wurde auch in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Aufgrund der topografischen Beschaffenheit der Alpen ist das Ausüben der Berglandwirtschaft keine leichte Aufgabe. Berggebiete sind geprägt durch die begrenzte Verfügbarkeit von Ackerland, durch Steillagen, in denen die Bewirtschaftung besonders arbeitsintensiv ist sowie durch eine spärliche Infrastruktur in entlegeneren Gebieten. Die Abwanderung aus Berggebieten in die Städte und die Talebene setzt die Berglandwirtschaft zusätzlich unter Druck. Berglandwirtschaft ist aber immer nur eine Ergänzung zu den Landwirtschaftlichen Großbetrieben in den ebenen Flächen der Voralpen oder im Flachland,
Unser verklärtes Bild der Berglandwirtschaft zeigt romantische Blumenwiesen mit Schafen und Kühen, die auf den Almen weiden. Tatsächlich aber ist sie geprägt von harter Arbeit.
Extensiv genutzte Alpenwiesen weisen eine besonders hohe Artenvielfalt auf, und die Berglandwirtschaft hat ein großes Potenzial, wenn sie auf die Erzeugung hochwertiger und ökologischer Produkte ausgelegt ist.